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Tierpark Hellabrunn - Auftakt 2019

von Uwe Heimburger

Mein letzter Besuch im Tierpark Hellabrunn liegt schon etwas zurück. Es war 2016. Ich hatte das erste Mal mein neues 55-300mm APS-C Objektiv dabei. Für noch mehr Nähe nutzte ich einen 1.4-fach Telekonverter. Hier zeigte sich, dass der Autofokus mit dieser Kombi oft nicht optimal funktionierte.

Seit letztem Jahr besitze ich ein vollformat-taugliches Zoom-Objektiv mit 150-450mm Brennweite. Es funktioniert perfekt sowohl an der APS-C als auch an der Kleinbild-Vollformat-Kamera. Kamera plus Objektiv wiegen um die 3,5 Kg. Zusammen mit diversem Zubehör wie Stativ und zusätzliche Objektive kommt es einem Schwertransport gleich. Für den Transport aktiviere ich daher meinen mechanischen Transport-Esel, den Burley Travoy. Der Trolly begleitet mich in S-Bahn, U-Bahn und Bus.

Ein erstes Bild.

1.

Wolf dreht wie meist seine Runden im Gehege.

2.

Nandu im Gegenlicht. Der Beschnitt im Seitenverhältnis 1:1 bringt die Kurven des Nandu perfekt und bildfüllend zur Geltung.

Der Beschnitt hilft, Elemente eines Bildes in Beziehung zueinander zu setzen. Mit einem passenden Beschnitt stärkt der Fotograf die von ihm gewünschte Bildaussage - eIn wesentlicher Beitrag zur Bildkomposition.

Die Kamera ist ein Werkzeug, das uns hilft unsere Bildvisionen umzusetzen. Das Seitenverhältnis eines Kamera-Sensors darf den Fotografen in seiner Kreativität nicht einschränken. Beispielsweise paßt ein Seitenverhältnis von 3:2 nicht immer zum Motiv. Beschnitt des aufgenommenen Bildes in einem anderen Seitenverhältnis kann die Wirkung des Bildes mitunter erheblich verbessern.

In einem Beitrag eines Fotografie-Forums schrieb ein Teilnehmer, dass es Verschwendung von Sensorfläche sei, ein Bild zu beschneiden. Eine für mich reichlich abwegige Vorstellung!

3.

Hier beschneide ich die Sensordaten des 3:2 Kleinbild-Sensors im beliebten Seitenverhältnis 4:3. Dies scheint mir für das Motiv ein geeineteres Format als das originäre. Bei der herausragenden Mittelformat-Kamera Pentax 645Z oder einer Fuji GFX, aber auch bei Micro-Four-Thirds (MFT) Kameras ist 4:3 das native Sensor-Seitenverhältnis. Mit diesen Kameras wäre mit ausreichend langer Brennweite für dieses Bild kein Beschnitt nötig.

Es kommt vor, dass Fotowettbewerb-Veranstalter Beschnitt untersagen oder ihn als Vertuschung von handwerklichen Fehlern während des Fotografierens werten. Selbstverständlich kann man Beschnitt dazu einsetzen, unerwünschte Bildinhalte in Randbereichen verschwinden zu lassen - gut so! Letztlich kann man immer etwas Störendes übersehen - so what? Deshalb gleich ein ansonsten hervorragendes Bild zu vernichten wäre doch reichlich seltsam.

Für mich sind solche Diskussionen ideologischer Natur und damit per se mit Vorsicht zu genießen.

4.

Junger Flamingo im Seitenverhältnis 4:3 im Hochformat.

Da Sensoren heutzutage überwiegend Pixel im hohen Megabereich besitzen, reicht oft ein Beschnitt, statt des Kaufs eines längerbrennweitigen Objektivs. Dies gilt insbesondere bei Verwendung sehr hochwertiger Optiken. Ein auf 16 Megapixel beschnittenes Bild reicht für die meisten Drucke für Zuhause voll und ganz aus.

Mein Eindruck ist, dass mitunter zur Förderung des Verkaufs lang-brennweitiger Optiken im Sinne von Kamera- und Objektiv-Herstellern oder aufgrund von anderweitigen Vertriebsinteressen entsprechend argumentiert wird.

5.

Schimpanse in 3:2. Ich mußte das Bild beschneiden, da die Brennweite von 450 mm zu kurz war. Da der Sensor 36 Megapixel besitzt, ist ein solcher Beschnitt lediglich bei sehr großen Drucken von Nachteil.

Einer meiner Lieblingsorte im Tierpark Hellabrunn ist das Freifluggehege. Im Winter scheinen nur wenige Vögel das Areal zu bewohnen. Verschiedene Entenarten watscheln an Land oder schwimmen im Bach.

Ich sitze auf meinem tiefgestellten Walkstool und warte auf Action. Vor mir das aus einem Reisestativbein mit Beinverlängerung aufgebaute Einbeinstativ, Nivellierkopf und Schnellwechselplatte montiert. Das schwere Zoom-Objektiv ist über die Stativ-Schelle des Objektivs darauf befestigt.

6.

Eine kleine hübsche Ente "schüttelt" ihr Gefieder. Die Belichtungszeit von 1/200s läßt einen die durch Unschärfe festgehaltene schnelle Bewegung erahnen.

6.

Im Vergleich zu früheren Besuchen, zeigt sich ein Löwenmännchen besonders aktiv. In diesem Fall beschneide ich das Bild im Seitenverhältnis 5:4. Ein Bild aus einer Klein-Serie bestehend aus drei Bildern.

7.

Potenzielle Beute - das Zebra steht in einem anderen Gehege sehr weit entfernt. Auch hier sind die 450mm Brennweite zu kurz. Ich benötige einen engeren Ausschnitt und beschneide im Format 3:2. Während der Bildbearbeitung habe ich die Idee, dem Bild ein wenig mehr "Dynamik" zu verleihen.

Eine mögliche Option ist, das gute Tier auf eine schiefe Ebene zu stellen. Daher das Bild in der Bildbearbeitung kurzerhand leicht im Uhrzeigersinn gedreht. Es entsteht für den Betrachter, mich inbegriffen, ein kleines Überraschungsmoment - mir gefällt's.

Keine Angst, das Zebra rutscht nicht aus dem Bild. Vorher wird es sicher vom "Schrubberpfosten" aufgehalten. Lachend

8.

Dieses Tier trägt eine interessante Frisur. Wird diese vielleicht in der kommenden Saison Mode?! Interessanterweise veranlassten mich die geweihartig nach unten hängenden Äste dazu, den Bildausschnitt so zu wählen.

9.

Auch hier wieder - Brennweite 450mm zu kurz, Seitenverhältnis des Sensors mit 3:2 passend. Daher Beschnitt in 3:2 bis der Kranich das Bild weitgehend füllt.

10.

Beschnitt im Quadrat (1:1), Tier nahezu bildfüllend. Hier zeige ich die Farb-Version. Besondere Wirkung besitzt es nach meiner Schwarzweiss-Bearbeitung - zu sehen in einem künftigen Blog-Beitrag mit Schwarzweiss-Bildern dieses Hellabrunn-Besuchs.

11.

Ich liebe Dickhäuter wie Elefanten und Nashörner. Sie bieten einen ungeheuren Variantenreichtum in Textur und Farben. Sowohl für Farb- als auch Schwarzweiss-Entwicklungen eine tolle Arbeitsbasis!

12.

Ein weiteres Highlight sind Pelikane in Farbe. Das Gefieder leicht rosa, der Schnabel stärker in Richtung orange und rot gehend, oft mit blauen Rändern. Daneben sieht die Textur des Gefieders und des Kehlsacks interessant aus. Die Pelikane werden im Tierpark als Gruppe gehalten. Dies ermöglicht auch Gruppenaufnahmen als fotografische Variante.

Fazit zum Thema Beschnitt: er wurde bereits in den Anfängen der (alalogen) Fotografie praktiziert und ist wie viele andere Berbeitungsmethoden keine Erfindung der digitalen Fotografie. Uns sollte nichts davon abhalten, ein Bild nach unseren Vorstellungen zu beschneiden!

Epilog

Beste Zeit zum ungestörten Fotografieren im Tierpark scheint mir unmittelbar mit Öffnung ab 9 Uhr bis maximal 11 Uhr. Da läßt sich weitgehend ungestört arbeiten.

In den besonderen Häusern wie z.B. dem Affenhaus wird's bei viel Betrieb mit dem Travoy schnell ein wenig eng. Daher habe ich die anderen Häuser diesmal nicht betreten.

Das Wetter war diesmal fantastisch und das Objektiv hat gehalten, was es versprochen hat.

Die maximale Brennweite von 450mm am Vollformat erweist sich als hervorragend, wenn es darum geht eine Freistellung des Objekts mit gutem Bokeh zu erreichen. Allerdings liefert es am Kleinbild-Vollformat für manche Bildkompositionen einen zu großen Bildwinkel, die 450 mm erwiesen sich als zu kurz.

In diesen Fällen habe ich an der K-1 auf APS-C Betrieb umgestellt. So werden die Bildwinkel eines 630 mm Objektivs am Kleinbild-Vollformat erzielt. Die nächste Stufe wäre dann die zusätzliche Montage meines 1.4-fach Telekonverters. Er funktioniert an der K-1 mit DFA150-450 sehr gut. Auf diese Option habe ich diesmal verzichtet.

Mit der Abbildungsschärfe bin ich ebenfalls sehr zufrieden. Beschnitt ist daher kein Problem und liefert ebenfalls hohe Qualität.

Ich war bis gegen Mittag im Tierpark. Es wird nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Denn bereits letztes Jahr hatte ich das Formular für eine Jahreskarte Tierpark Hellabrunn ausgefüllt. Dieses Formular habe ich nun "eingelöst".

Ich nehme mir fest vor, öfter vorbeizuschauen und dann ein paar Bilder im fotostellwerk zu zeigen.

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