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Pentax HD DA55-300 PLM

von Uwe Heimburger

Seit längerem suche ich nach einem Objektiv, das nicht zu schwer ist, gute Bildqualität liefert und mir auf Wanderungen eine möglichst lange Brennweite bietet.

Solch ein Objektiv mit Pentax K-Bajonett-Anschluss ist gar nicht so einfach zu finden. Von Pentax gab's bisher nur das HD DA55-300 WR mit Stangenantrieb. D.h. die Kamera treibt den Autofokus des Objektivs mit intgriertem Motor an. Dies erzeugt eine entsprechende Geräuschkulisse. Von einem Kauf sah ich deshalb in der Vergangenheit ab.

Grössenvergleich - ganz rechts das neue Pentax DA55-300PLM WR RE

Nun hat sich die Situation geändert. Es gibt ein brandneues Modell mit demselben Brennweitenbereich, einem Mechanismus, der es erlaubt, das Objektiv nach Gebrauch vergleichsweise kompakt zusammenzuschieben, einen ultraleisen Motor integriert und eine vollkommen neue elektromagnetische Blendensteuerung besitzt. Letzteres hat allerdings den Nachteil, dass sie nur durch die letzten Kameramodelle unterstützt wird. Damit entfällt der Einsatz an meiner Pentax K-5.

Ich schreibe über das Pentax HD DA 55-300mm F4.5-6.3 ED PLM WR RE. 

Bilder

Bilder sagen mehr als tausend Worte. In diesem Sinne zunächst ein paar Bilder. Sie sollen erste Eindrücke zur Bildqualität des Objektivs vermitteln.

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Offenblende bei unterschiedlichen Brennweiten

Für das Objektiv ist eine Lichtstärke von 4.5 bei 55mm und 6.3 bei 300mm Brennweite angegeben. Das klingt zunächst mal nicht berauschend. Die Lichtstärke wird durch die kleinste Blendenzahl bei gegebener Brennweite zum Ausdruck gebracht.

Je kleiner die Blendenzahl, desto offenblendiger läßt sich fotografieren. Bedeutet: dies ist ein wichtiges Kriterium für die Freistellung von Objekten durch geringe Schärfentiefe bei der Aufnahme. In dieser Hinsicht ist das Objektiv sicher kein Riese. In diese Rechnung muss jedoch auch der relative Abstand zum Objekt und dessen Vorder- und Hintergrund einbezogen werden. Da die Naheinstellgrenze bei dem sehr guten Wert 95 cm liegt, können aufgrund von neun eingebauten abgerundeten Blendenlamellen, butterweiche Bokeh-Aufnahmen erzeugt werden.

Die Offenblende des 55–300PLM ändert sich mit der Brennweite wie folgt. Ergänzend zeigt die Tabelle in Spalte 3 und 4 die Wirkung des Einsatzes des Telekonverters DA TC 1.4x:

 

Brennweite in mmOffenblende+ DA TC 1.4xOffenblende
55 4.5 77 6.7
63 4.5 88 6.7
70 4.5 98 6.7
78 4.5 109 6.7
88 4.5 123 6.7
98 4.5 137 6.7
108 4.5 151 6.7
120 4.5 168 6.7
135 4.5 189 6.7
150 5.6 210 8.0
170 5.6 238 8.0
190 5.6 266 8.0
210 5.6 294 8.0
230 5.6 322 8.0
260 5.6 364 8.0
300 6.3 420 9.5

 

Schlußfolgerungen

  • Verglichen mit dem DA18–135 schneidet das DA55–300PLM wirklich gut ab! Denn durch dessen Offenblende f/4.5 für den Brennweitenbereich 31 - 68mm und f/5.6 bis 135mm wird deutlich, dass man ab 55 mm auch auf das DA55-300PLM umsteigen kann und ab 70mm bereits mit einer größeren Blendenöffnung bedient wird.
  • Da ein Telekonverter wie der DA TC 1.4x eine Blende schluckt, lohnt der Einsatz erst ab Brennweite größer 300mm.

Schärfe

Nein, bei mir gibt's keine Charts, die das Auflösungsvermögen des Objektivs in der Mitte, den Randbereichen und den Ecken aufzeigen. Stattdessen zeige ich drei Bilder, zwei davon, mit einem 100%-Ausschnitt. Auf diese Weise erhalten "Pixel-Peeper" grobe Anhaltspunkte auf Pixelebene.

1

Erdmännchen - f9@300

2

Schimpanse auf hohem "Baumstumpf" - f6.3@300 (Offenblende)

100%-Bildausschnitt

3

Pfau - f6.3@300 (Offenblende)

100%-Bildausschnitt

Bokeh

Das Objektiv besitzt 9 Blendenlamellen. Dies läßt vermuten, dass es ein besonders schönes Bokeh erzeugt. Und das trifft zu! Zwei Bilder sollen dies demonstrieren:

1

 

2

 

Einsatz mit Telekonverter

Mit einem Telekonverter wird das Objektiv optisch verlängert. Je nach Typ verliert das optische Gesamtkonstrukt Lichtstärke. Ich setze den Telekonverter Pentax DA TC1.4 ein. Hiermit verliere ich eine Blendenstufe. Konkrete Offenblendwerte bei verschiedenen Brennweiten können obenstehender Tabelle entnommen werden. 420mm aus der Hand zu fotografieren und nicht zu verwackeln ist nicht ganz einfach. Daher setze ich meist ein Einbeinstativ ein.

1

ISO1000, 1/500s, f/9.5@420 (Offenblende)

2

ISO2000, 1/320s, f/11@420

3

ISO5000, 1/125s, f/9.5@420 (Offenblende)

Einsatz mit Makro-Achromat

Ein Makro-Achromat dient dazu, den Aufnahme-Abstand zu reduzieren. Der Effekt hängt von der Stärke des Achromaten ab. Objekte können auf diese Weise größer abgebildet werden, als normalerweise. Mit Einsatz des Achromaten wird die Optik insgesamt verändert und für den speziellen Aufnahmeabstand korrigiert. Schärfe kann nur in einem begrenzten Aufnahmebereich erzeugt werden. Der Blendenwert verändert sich beim Einsatz eines Makro-Achromaten nicht. Drei Bildbeispiele:

1

f9.5@420 (Offenblende, frontal gelitzt, Einsatz Telekonverter 1.4x)

2

f4.5@78 (Offenblende, geblitzt von schräg vorn)

3

f4.5@63 (Offenblende, frontal geblitzt)

Kompatibilität mit dem Vollformat?

Wenn man eine Vollformat DSLR besitzt möchte man den Vollformatsensor (36 x 24mm) in der Regel voll nutzen. Es stellt sich somit die Frage, ob die verwendete Optik den Bildkreis des Vollformats vollständig abdeckt. Durch die Bezeichnung DA im Namen DA55-300PLM wird bereits angedeutet, dass die Optik nicht vollformat-kompatibel ist.

Die folgenden mit Offenblende bei verschiedenen Brennweiten im Vollformat aufgenommenen Bilder zeigen den Grad der Abdeckung des Vollformatbildkreises. 

f4.5@55

f4.5@70

f4.5@98

f5.6@190

f6.3@300 

Insgesamt wird deutlich, dass das Objektiv nicht annähernd vollformat-kompatibel ist. Trotzdem kann insbesondere bei längeren Brennweiten mehr als der APSC-Sensorbereich genutzt werden.

Oft reicht ein wenig Beschnitt aus, mehr Vollformatsensorfläche zu nutzen, als sie ein APSC-Sensor (23,6 x 15,7mm) bietet. Wenn man das möchte sollte man die Aufnahme mit der Pentax K-1 im Modus FF machen. 

Langbrennweitige Zoom-Objektive im Vollformat sind meist sehr sperrig und schwer (um die 2 kg), insbesondere dann, wenn sie recht lichtstark ausgelegt sind. Kamera plus Objektiv liegen dann bei mehr als 3 kg. So ist längeres Fotografieren meist nur unter Verwendung eines Ein- oder Dreibeinstativs möglich. Diese Objektive scheinen mir daher eher für feste Standorte geeignet. Auf langen Wanderungen fallen sie im wahrsten Sinne des Wortes zur Last.

Mein Fazit

  • Das Objektiv bietet ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis.
  • An der APSC-Kamera bzw. im APSC-Modus der Pentax K-1 liefert es einen Bildwinkel wie ein Vollformat-Objektiv der Brennweite 84,5 - 450 mm an einer Vollformat-Kamera - bei Einsatz eines 1.4x-Telekonverters ca. 115 - 630mm!
  • Im Vergleich zum Vollformat-Objektiv Pentax DFA150-450 ist es sehr leicht (2130g vs. 471g), kompakt und handlich.
  • Die Bezeichnung WR weist es als wetterfeste Konstruktion aus. Es besitzt 11 Dichtungen.
  • Ich mag den retractable-Mechanismus (Einzugsmechanismus), da das Objektiv dadurch kompakter wird und gut zu verstauen ist.
  • Der Durchmesser des Filtergewindes ist mit 58mm relativ gering.
  • Der Autofokus funktioniert grandios leise und in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen auch sehr flott.
  • Es besitzt den Quick-Shift-Mechanismus, den ich auch an meinem DA18-135 oft verwende.
  • Chromatische Aberrationen sind mir selbst bei Raw-Aufnahmen bisher nicht negativ aufgefallen.
  • Das Objektiv scheint auch mit dem Telekonverter DA TC 1.4x gut zu funktionieren, obwohl das Objektiv nicht die Spezifikation der Mindest-Offenblende 4.0 erfüllt.

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