Digital Sehen Hören Verstehen.

Zur Übersicht nach Themengebieten des Blog.


Notizen zum Focus Stacking

von Uwe Heimburger

Insbesondere in der Makro-Fotografie ist die Schärfentiefe extrem beschränkt. Möchte man eine gewisse Tiefe erzielen, bietet sich die Technik Focus Stacking an. Dabei "stapelt" man mehrere Bilder mit verändertem Fokuspunkt und verrechnet sie zu einem einzigen. In diesem Beitrag erkläre ich die Technik etwas genauer.

Grundprinzip Bildreihe bei Makroaufnahmen

Man lichtet das Objekt mehrfach mit unterschiedlichem Fokuspunkt ab. Die erste Aufnahme erfolgt mit nächstgelegenem Ziel-Fokuspunkt. Von dort aus verschiebt man den Fokuspunkt in minimalen und möglicht gleicher Schrittweite in Blickrichtung Objekt. Mit jedem Schritt macht man eine Aufnahme. Dies setzt man solange fort, bis der letzte Ziel-Fokuspunkt erreicht ist.

Während dieses Prozesses sollte sich das Objekt möglichst nicht bewegen und die Kamera ist geradlinig zu verschieben.

Daher werden ein stabiles Stativ und eine Makroschiene benötigt. Eine Winkelschiene erlaubt ein schnelles Wechseln zwischen Hoch- und Querformat. Idealerweise befestigt man die Kamera daher an einer solchen Winkelschiene und diese auf der Makroschiene. Die Verschiebung der Kamera erfolgt in der Regel über eine Einstellschraube der Makroschiene. Dabei hängt der zu wählende Verschiebeabstand von der gewählten Blende bzw. dem mit ihr verbundenen Schärfentiefebereich ab.

Kamera mit Kabelfernauslöser an Winkelschiene auf Makroschiene auf Stativ

Fokussierung

Damit der Fokus nicht versehentlich durch den Autofokus verändert wird, sollte die Kamera sicherheitshalber in den Modus "Manueller Fokus" versetzt werden.

Achtung - Gefahr der Bildverwacklung

Zur Vermeidung von Bildverwacklungen

  • den Bildstabilisator ausschalten
  • einen Kabelfernauslöser einsetzen und
  • bei Spiegelreflex-Kameras die Kamera-Einstellung "Mirror Up" (MUP) wählen. Ein erstes Auslösen klappt den Spiegel hoch. Mit dem darauffolgenden Auslösen erfolgt die Aufnahme. Bei Einsatz des Live-View zur Bestimmung des Bildausschnitts und Fokussierung ist der Spiegel bereits hochgeklappt. Insofern dürfte MUP an der Kamera nicht wählbar sein.

Reihenaufnahme bei größeren Aufnahmeabständen

Eine andere Technik den Fokuspunkt zu verschieben ist die übliche Fokussierung über die Entfernungseinstellung am Objektiv der Kamera. Hierbei ist es schwieriger fein zu justieren. Daher ist diese Technik für Makro-Aufnahmen weniger gut geeignet.

Bei größeren Abständen der scharf abzubildenden Objekte des Vorder- und Hintergrund können schon drei Aufnahmen dafür sorgen, dass das ganze Bild von vorn bis hinten scharf erscheint. Auf diese Weise werden die Wirkungen der konstruktionsbedingten kleinsten Blende des Objektivs hinsichtlich Schärfentiefe und die negative Wirkung einer kleinen Blendenöffnung (= große Blendenzahl) auf die Bildschärfe umschifft.

Stacking der Bildreihe

Nach Anwendung beider Techniken liegt idealerweise eine Reihe von Aufnahmen mit äquidistanten Fokuspunkten vor. Diese Aufnahmen gilt es mit Hilfe einer Focus Stacking Software zu einem Bild zu verschmelzen. Durch Auswahl der in die Verrechnung eingehenden Bilder, läßt sich der gewünschte Schärfentiefebereich exakt einstellen. 

Das folgende Bild einer Blüte mit Durchmesser von zwei Zentimetern entstand durch Verschmelzung von sechs aus zwölf Aufnahmen mithilfe der Software Helicon Focus. Den anschließenden Feinschliff nahm ich in Capture One Pro (C1P) vor. Zum Einsatz kamen insbesondere die Werkzeuge "Kurven", "Klarheit" und "Struktur" bei moderater Schärfung.

Pentax K-5, Makro-Objektiv Pentax DFA100WR - ISO80, Blende 7.1, 1/200 Sek. (stacked)

Als ich das fertige Farb-Bild sah, war mir klar, daß es sich aufgrund der Detailzeichnung auch als Schwarz-Weiss-Bild gut eignen würde.

So entwickelte ich in C1P zusätzlich diese Schwarzweiss-Variante. Die Umwandlung in Schwarz-Weiss nahm ich mittels Schwarz-Weiss-Werkzeug vor. Im Anschluss veränderte ich den Kontrast mittels "Kurven". Den bereits vorhandenen "Schimmer" auf Blütenblättern und Stempeln unterstützte ich unter Verwendung des Werkzeugs "Filmkorn - Silberreich".

Hier sehen Sie die fertige und völlig andere Bild-Interpretation:

Mir gefallen beide - und Ihnen?

Zurück