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Canvio AeroMobile

von Uwe Heimburger

Wenn ich länger unterwegs bin, sichere ich meine Fotos bisher auf einem alten 2008er MacBook. Diese Lösung ist mir mittlerweile zu schwergewichtig. Besser gefiele es mir, die Fotos von der SD-Karte direkt auf eine Festplatte oder SSD zu sichern. Dies unterstützt die Toshiba Canvio AeroMobile in Kombination mit einem iOS- oder Android-Gerät. So landete die Canvio auf meinem Weihnachtswunschzettel.

Nun liegt sie vor mir. Nachdem ich in Rezensionen auch negative Stimmen gelesen habe, war ich gespannt, was mich erwartet. Meine Erkenntnisse möchte ich mit diesem Beitrag teilen.

Technik

Wie sich zeigt, ist die Canvio ein kleiner Media Streaming-Server auf Linux-Basis, der eine 128GB-SSD und ein SD-Kartenlaufwerk in einem Apple iPhone5-kleinen und ca. 120g leichten Kunststoffgehäuse integriert. Sie (die Canvio) wirkt solide und der eingebaute Akku soll 8 Stunden beim Videostreaming halten. Das Ganze wird als Pocket Cloud beworben - nett.  Als externe Festpatte mit USB3-Anschluss und SSD direkt am Rechner betrieben, ist sie dann auch noch schnell.

Der SD-Karten-Slot ist mit einem Federmechanismus versehen. Ich muss die SD-Karte weit hineindrücken bis sie einrastet. Mit kurzgeschnittenen Fingernägeln gerät das Einsetzen und Entnehmen der Karte etwas schwierig. Eine Mulde im Einschubbereich würde den Vorgang auf einfache Art und Weise deutlich erleichtern.

Zur Technik gehört neben der Hardware auch die Software zur Konfiguration und Bedienung der Hardware. Zur Konfiguration der Canvio stehen ein Browser-Interface und Apps für iOS- und Andoid-Geräte zur Verfügung. Da das Browser-Interface mehr Optionen für die Konfiguration bietet, empfehle ich dieses für die Konfiguration. Für die Inhalteverwaltung bietet die App Wireless SSD for Toshiba 2 mit lokalem Gerätezugriff umfassendere Möglichkeiten.

Wer mit anderen Apps auf die Canvio zugreifen möchte, kann zwei Standard-Protokolle einsetzen: webDAV und SMB (Samba). So habe ich den Zugriff für GoodReader mit dem SMB- und für PhotoSync auf Basis des WebDAV-Protokolls eingerichtet. Leider werden die durch die Canvio unterstützten Kommunikationsprotokolle nicht im Handbuch genannt. Da könnte Toshiba mitteilsamer sein.

Bisher ist es mir nicht gelungen mit FTP-Protokoll zuzugreifen. Gelänge dies, könnte ich mit der iOS-App PhotosInfoPro erzeugte Bilder und xmp-Sidecar-Dateien direkt auf die Canvio SSD hochladen.

Betriebsmodi

Die Canvio bietet zwei Betriebsmodi: Betrieb entweder als WLAN Hotspot mit DLNA-kompatiblem Medien-Streaming oder über USB3 kabelgebunden als externe Festplatte an einem Rechner. Kabelgebunden kann mein Mac nur auf die Canvio SSD nicht aber auf das Canvio SD-Kartenlaufwerk zugreifen.

Wenn die Canvio beim Starten an den Rechner angeschlossen ist, startet sie im Modus „kabelgebunden", andernfalls als WLAN Hotspot. Ein Wechsel während des Betriebs von einem in den anderen Modus ist nicht möglich.

Im WLAN-Modus kann ich die Canvio direkt über den Internet-Browser ansteuern. Die im Browser einzugebende http-Adresse lautet „http://10.10.10.254“ oder "http://wirelessSSD/“. Der Zugriff erfolgt als Benutzer admin. In der initialen Einstellung ist kein Passwort einzugeben. Aus Sicherheitgründen habe ich das admin-Passwort geändert.

Benutzer

Die Canvio unterstützt es, Daten von bis zu vier Benutzern zu organisieren und erlaubt bis zu acht Geräte mit Medien-Streams unterschiedlichen Inhalts zu versorgen. Allerdings gibt es keine benutzer-bezogene Rechte-Verwaltung. Zugriffsrechte können nur für den Administrator vergeben werden. Ich sehe das System daher eher als Einbenutzer-System. Als Fotograf kann ich die Benutzerdatenbereiche einsetzen, um die mit verschiedenen Kameras aufgenommenen Bilder und Videos getrennt voneinander zu speichern.

Zugriff via USB3

Die Canvio SSD ist NTFS-formatiert. Daher benötige ich für den kabelgebundenen Anschluss über USB an meinen Mac zusätzlich die Software Tuxera NTFS. Diese liegt der Canvio kostenlos bei - Prima!

Zugriff via WLAN

Geräte, die per WLAN auf die Canvio zugreifen sollen, sind zunächst mit dem Canvio WLAN Hotspot zu verbinden. Für das zugreifende Gerät geht damit der direkte Zugriff per WLAN auf das Internet verloren. Dies ist kein Problem, denn die Canvio kann den Internet-Adressaufruf an einen anderen WLAN-Hotspot weiterleiten (Internet-Pass-Thru-Modus). Das ermöglicht mir, auf meinem iPad im Internet zu surfen und gleichzeitig Canvio-gestreamte Musik zu hören. Der Internet-Zugang muss über die App- oder Browser-Interface-Einstellungen im Bereich „Internet" aktiviert werden. Dabei ermöglicht die Canvio WPA-gesicherte Verbindungen.

»Wireless SSD for Toshiba 2«

Aktuell werden Apples Geräte von der App offiziell nur bis iOS-Version 8.3 unterstützt. Ich setze die Canvio mit iOS 9 ein. Dabei gibt es immer wieder mal Probleme. Ob diese nun auf iOS 9 oder mangelhaftes App-Design und -Implementierung zurückzuführen sind, ist mir unklar. 

Neben der Konfiguration der Canvio dient die App als Streaming-Client für Canvio-Inhalte wie Bilder, Videos und Musik. Die Auswahl der Streaming-Inhalte erfolgt über einen einfach gestrickten Medien-Browser, der gleichzeitig den zentralen Einstieg in die App darstellt. Nach Auswahl der Kategorie "Musik" werden weitere sinnvolle Strukturierungsmerkmale angeboten. Das scheint mir zum sich Zurechtfinden ganz ok. In der Kategorie "Bilder" kann ich nur nach Dateinamen oder Erstellungsdatum sortieren. Eine auf dem Speicher exisiterende Ordnerstruktur nach Alben wird nicht übernommen. Selbiges gilt für die Kategorien "Videos" und "Dokumente". Das gefällt mir weniger.

Zusätzlich bietet die App Zugriff auf die Ordnerstrukturen »Lokal« (z.B. auf Bilder unter iOS), »Canvio SSD« und »Canvio SD-Kartenlaufwerk«. Der lokale Zugriff steht für das Browser-Interface nicht zur Verfügung.

Über den Button »Sichern« rechts unten kann ich den »SD-Karten-Inhalt« oder unter »iOS-lokal« (Apple-typisch eingeschränkt) gespeicherte Bilder und Videos auf die Canvio-SSD sichern (Backup-Funktion). Diese Funktion war Auslöser meines Interesses für die Canvio

Nach zusätzlicher Auswahl der Quelle »SD-Karte Sicherung« oder »Lokale Daten sichern«, Auswahl des Benutzers (= Datenbereich) und Drücken des Button »Kopieren starten« beginnt der inkrementelle Kopiervorgang. D.h. es werden der bestehenden Sicherung nur neue Inhalte hinzugefügt. Der Status des Fortschritts wird beim Kopieren ebenso angezeigt wie der erfolgreiche Abschluss.

Der unbedarfte Benutzer wird nun davon ausgehen (ich auch Zwinkernd), dass er alle kopierten Dateien im Medien-Browser der App sehen kann. Dem ist nicht so. Die zentrale Browseransicht zeigt lediglich die durch die Canvio streambaren Inhalte! So werden beispielsweise Raw-Dateien der Kamera einfach "ignoriert" und für den Benutzer nicht sichtbar. Zeichnet der Fotograf nur Raw-Dateien auf, sieht er eine leere Liste unter der Kategorie "Bilder"! Dies empfinde ich als sehr unglücklich und verwirrend.

Abhilfe schafft der Einstieg in den Datei-Browser mit Anklicken des Button "Datei/Ordner". Mit diesem kann ich durch die tiefe Ordnerstruktur der Canvio navigieren. Unter dem Ordner SD Card finde ich zwei Ebenen tiefer dann endlich den Unterordner »DCIM«, der SD-Karten von Kameras zueigen ist und darunter die von der Kamera angelegten Ordner, die die Aufnahmen enthalten - unabhängig davon, ob JPG- oder Raw-Dateien. Leider kann weder die iOS-App noch das Browser-Interface Raw-Bilder anzeigen - unschön.

Im Browser-Interface von iOS wird immerhin angeboten, eine ausgewählte Raw-Datei in einer anderen App zu öffnen. Auf einem Mac löst ein Klick im Browser-Interface sofort den Download der Datei aus. Sie kann dann mit einer geeigneten Mac-App geöffnet werden.

Neben dem Navigieren in der Ordner-Hierarchie bietet der Datei-Browser einfache Operationen wie z.B. das Umbenennen von Dateien. Upload und Download funktionieren für Raw-Dateien unter iOS nicht, interessanterweise über das Browser-Interface auf meinem Mac schon. Glücklicherweise gibt es andere Apps, die die Anforderungen von Fotografen weitreichender berücksichtigen.

Wie oben bereits erwähnt können auch andere Apps auf die Canvio zugreifen. Zu diesen gehört PhotoSync.

»PhotoSync«

Diese universell einsetzbare App dient der Synchronisation von Bildern zwischen verschiedenen Geräten. Die iOS-Version unterstützt den Transfer zwischen iOS-Gerät und Canvio SSD oder Canvio SD-Karten-Laufwerk. Ein Backup zwischen Canvio SSD und Canvio SD-Kartenlaufwerk ist leider nicht möglich. Immerhin zeigt die App auch Raw-Dateien als Bilder an!

Über den Sync-Button rechts oben lässt sich die Richtung der Synchronisation durch Auswahl des Reiters »Empfangen« oder »Senden« zwischen iOS-Gerät und Ziel-Server wählen.

Hat man kein Passwort für den Zugriff eingerichtet, zeigt die App nach Auswahl der vorkonfigurierten Canvio bei eingesetzter SD-Karte zwei physische Laufwerke: UsbDisk1 und UsbDisk2. Dabei repräsentiert UsbDisk1 die Canvio SSD und UsbDisk2 das Canvio SD-Kartenlaufwerk. In den darunter liegenden Ordnerstrukturen kann ich wie in der App Wireless SSD for Toshiba 2 navigieren. Hat man ein Passwort für den Benutzer admin eingerichtet, funktioniert der Zugriff über das WebDAV-Protokoll unter Angabe der erforderlichen Parameter.

Probleme beim Upload von Fotos aus iOS-Foto-Alben konnte ich mit Helmut Schottmüllers (touchbyte GmbH) Hilfe lösen. Von meiner Seite großes Lob für die schnelle und herausragende Unterstützung!

Fazit

Die Canvio-Hardware bietet, was ich als Fotograf benötige. Die App Wireless SSD for Toshiba 2 lässt hingegen einige Wünsche offen. User Interface und Design, sowohl der App als auch des Browser-Interface, gefallen mir nicht so gut,  für Fotografen wichtige Funktionen vermisse ich. Die App ist jedoch unverzichtbar, denn sie bietet für den Betrieb der Canvio notwendige Funktionen. Für ein direktes Backup zwischen SSD und SD-Karte komme ich an der Toshiba-Lösung nicht vorbei. Liebe Toshiba-Manager, die Canvio-Hardware könnt ihr durch eine geeignete App für Fotografen deutlich aufwerten!

Im Hinblick auf Fotos gleicht die App PhotoSync Mängel der App Wireless SSD for Toshiba 2 aus. Insgesamt habe ich mit Canvio-Hardware und der App-Kombination Wireless SSD for Toshiba 2 und PhotoSync eine gute Lösung für den mobilen Alltag mit Foto-Backup gefunden. 

Streaming multimedialer Inhalte war nicht mein primäres Anliegen. Es funktioniert für Musik gut. Und so nutze ich mittlerweile auch das Canvio-Streaming in Kombination mit meinem iPhone. Lächelnd

28.12.2015, Copyright Uwe Heimburger

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