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VLC für Fotografen
von Uwe Heimburger
VLC (Video Lan Client, Version 3.08) ist ein beliebtes Werkzeug zum Abspielen und Streamen vielfältiger Medienformate. Es bietet ergänzend die Möglichkeit die abzuspielenden Videodateien zu modifizieren und abzuspeichern.
Fotografen kombinieren immer häufiger Einzelbild-Fotografie mit Diashows und/oder Video. Mit VLC können sie einzelne Fotos aus Videos extrahieren, um sie in einer professionellen Anwendung nachzubearbeiten, das Video vollständig in Einzelbilder zerlegen, um daraus ein Zeitraffer-Video zu erzeugen, oder aufgenommene Videos mit einfachen Mitteln mit Spezialeffekten zu versehen.
In diesem Beitrag adressiere ich folgende Anwendungsfälle:
- Einen Schnappschuss des aktuellen Bildes eines Videos ausführen. Damit wird ein Bild in einem konfigurierbaren Format gespeichert.
- Alle Bilder bzw. Frames eines Videos als Bilder ausgeben.
- Jedes x-te Bild eines Videos ausgeben. Im Anschluss können wir beispielsweise mit der Anwendung TLDF (TimeLapse DeFlicker) ein Zeitraffer-Video erzeugen.
- Einen Film mit VLC-Filterbearbeitungen abspeichern.
Dabei gehe ich davon aus, dass VLC auf dem Rechner installiert ist. VLC ist Open Source und damit kostenlos im Netz verfügbar - für Windows, MacOS und Linux. Seit einiger Zeit gibt es sogar mobile Versionen.
VLC Benutzerschnittstelle
Mit Starten der Software öffnet sich zunächst das Fenster des VLC Media-Players.
Legen wir ein Video per Drag & Drop darauf ab, wird das Video in die Playlist aufgenommen und ein Video-Fenster geöffnet. Das Video startet.
Videos mit Filtereffekten anzeigen
Es gibt viele Möglichkeiten die Darstellung des Videos zu beeinflussen. Mit Aufruf des Menüs (Fenster > Videoeffekte ...) (Window > Video Effects) erscheint ein Fenster mit den Registerkarten Basis (Basic), Beschneiden (Crop), Geometrie (Geometry), Farbe (Color) und Verschiedenes (Miscellaneous). Angeboten werden einfache Standardanpassungen bis hin zu deutlich verfälschenden Effekten.
Somit sind diese Dialoge perfekt dazu geeignet, schnell verschiedene Effekte auszutesten und anschliessend bei einer dauerhaften Transkodierung mit Speicherung zu verwenden. Diese Transkodierung ist über einen Dialog in den Einstellungen zu konfigurieren.
Sound eines Videos optimieren
Audio-Effekte stehen für Fotografen nicht unbedingt im Mittelpunkt. Trotzdem seien sie hier kurz erwähnt. Es können damit einfache Anpassungen hinsichtlich der Audio-Aufnahmen vorgenommen werden.
Wir rufen diese Bearbeitungsfunktionen über das Menü (Fenster > Audioeffekte ...) (Window > Audio Effects) auf. Es erscheint wie bei den Video-Effekten ein Fenster mit Registerkarten.
Die Registerkarten repräsentieren Equalizer, Compressor, Spatializer und Filter. Damit können wir Audiospuren auf einfache weise manipulieren.
Schnappschuss des aktuell gezeigten Video-Frames
Der aktuell im VLC-Player gezeigte Video-Frame kann als Bild extrahiert und gespeichert werden. Zur Auswahl des Frames bietet es sich an, das Video anzuhalten. Es funktioniert aber auch bei laufendem Video.
Der Aufruf der Funktion erfolgt über den Menüpunkt (Video > Schnappschuss) bzw. Tastatur-Kommando [alt-cmd-s].
Es wird eine Bild-Datei entsprechend der oben gezeigten Einstellungen des Registers Video erzeugt. Auf die Möglichkeiten zur Konfiguration von VLC gehe ich im folgenden näher ein.
VLC Einstellungen
Für die bisher angesprochenen Anwendungsfälle war es nicht nötig, tiefer in die Konfiguration von VLC einzusteigen. Für die weitere Betrachtung ist dies jedoch essentiell. Daher schauen wir uns die Einstellungen nun etwas genauer an.
Soll ein Video, oder dessen Frames als Bilder gespeichert werden, sind Anpassungen in den Grundeinstellungen (Preferences) erforderlich. Das folgende Bild zeigt den Basisdialog. Wir können ihn über (VLC > Einstellungen) aufrufen.
Einen direkten Zugriff auf einzelne ausgewählte Konfigurationsbereiche ermöglichen die angebotenen Registerkarten des Basis-Dialogs.
[Alle einblenden] (Preferences, Show All) führt uns in einen Dialog, der die weitreichende Konfiguration von VLC auf Basis einer Baumstruktur zulässt.
Links sind Bereiche für Audio, Streaming-Ausgabe (Stream output), Video etc. aufklappbar. Rechts werden die Parameter-Optionen für den ausgewählten Bereich oder ein selektiertes Filtermodul angezeigt.
Bei Auswahl des Knotens Video > Filter können in der rechts erscheinenden Liste Filter für die Video-Ausgabe durch Setzen eines Häkchens aktiviert werden.
Die ausgewählten Filtermodul-Namen erscheinen in der Zeile Video Filter Module (Video filter module) über der Auswahlliste. Dies sind letztlich die technischen Funktionsbezeichner.
Zu jedem der verfügbaren Filter existiert ein Knoten Video > Filter > Filtermodul (Video > Filters > Filter modul). Sobald wir einen solchen Knoten ausgewählen, können wir den Filter auf der rechten Seite konfigurieren.
Speicherung von Frames als Bilder konfigurieren (Szenen-Filter)
Um Frames eines Videos als einzelne Bilder zu speichern, müssen wir den Filter Szenen-Filter (Scene Filter) konfigurieren.
Im Standard ist als Bildformat (Image Format) png eingestellt. Andere Formate wie jpg sind ebenfalls möglich. Bildbreite und -höhe (Image width bzw. Image height) mit -1 bedeutet, dass die Bildgrösse entsprechend der Auflösung des Videos gewählt wird.
Der Dateiname der erzeugten Bilddateien wird aus einem einheitlichen Teil (Filename Prefix) und einer laufenden Nummer zusammengesetzt.
Immer in dieselbe Datei schreiben (Always write to the same file) sollte deaktiviert sein, ansonsten wird nur eine Datei erzeugt und immer wieder überschrieben.
Die Aufzeichnungsrate (Recording Ratio) gibt an, jeder wievielte Frame gespeichert werden soll. Soll jeder Frame gespeichert werden, ist eine eins einzutragen.
Damit der Filter zur Geltung kommt, müssen wir ihn abschliessend in den Einstellungen zur Transkodierung (Transcoding) aktivieren.
Hinweis 9: Nach Neustart von VLC werden diese Änderungen der Grundeinstellungen angezogen.
Sobald wir ein Video mit den neu geladenen Einstellungen über den Video-Player (z.B. via Drag & Drop auf den VLC Player) abspielen oder über den Dialog Konvertieren/Streamen ... (Convert & Stream ...) speichern, werden die Frames entsprechend Konfiguration als Bilder abgespeichert.
Video zur Speicherung mit Filterung konfigurieren
Um ein Video mit aktivierten Filtern zu streamen oder zu speichern, muss es transkodiert werden.
Hierzu rufen wir in den Grundeinstellungen den Eintrag Transkodieren > Streamausgabe > SOut-Stream > Transkodieren > Videofilter (Transcode > Stream Output > Sout Stream > Transcode) auf.
Die Filter, die wir verwenden wollen, versehen wir in der Liste mit einem Häkchen.
Wie bereits unter der allgemeinen Videofilter-Konfiguration werden die aktivierten Filter in der über der Liste stehenden Videofilterzeile (Video filter) mit den durch Doppelpunkt getrennten Modulnamen angelistet.
Im oben stehenden Beispiel sind die beiden Filter gradient und scene selektiert. gradient können wir über die Dialoge Videoeffekte ... Farbe (Video Effects ... Color) konfigurieren. Um Standard-Anpassungen hinsichtlich Kontrast und Helligkeit vorzunehmen, aktivieren wir den Image Properties Filter (Image adjust).
Die unter den Kapiteln Video mit Filtereffekten anzeigen und Sound eines Videos optimieren beschriebenen Filter sind ebenfalls in den Grundeinstellungen für das Streaming bzw. Speichern zur Transkodierung zu aktivieren (Beispiel siehe der oben: Filter gradient).
Video mit Filterung speichern
Um ein Video mit Filterung zu speichern müssen wir die gewünschten Filter wie oben beschrieben konfigurieren und für die Transkodierung aktivieren.
Anschliessend rufen wir den Menüpunkt (Ablage > Konvertieren / Streamen) (Convert & Stream) auf.
Die Eingabedatei legen wir per Drag & Drop fest. Darüber hinaus können wir das Ziel-Format für das zu speichernde Video festlegen.
Sollte der Sound bei der Transkodierung verloren gehen, [Customize ...] anklicken. Es öffnet sich ein Fenster mit vier Registerkarten - Encapsulation, Video Codec, Audio Codec und Subtitles. Registerkarte "Audio codec" wählen, "Keep original Soundtrack" aktivieren und via [Apply] speichern.
Ausgabe-Ordner und -Dateiname legen wir nach Aufruf von [Als Datei sichern] (Save as File) fest. Auswahl des Ziel-Ordners und Vergabe des Dateinamens ermöglicht der sich öffnende Datei-Browser.
Damit sind alle erforderlichen Einstellungen vorgenommen.
Mit [Sichern] (Save) starten wir Transkodierung und Speicherung mit allen aktivierten Modulen und deren Modul-Einstellungen. Die VLC Media Player Übersicht erscheint und zeigt den Fortschritt der Konvertierung in der Statusleiste an.
Damit schliesse ich meine Ausführungen über VLC für Fotografen ab und hoffe einen guten Weg zum Einstieg in VLC vermittelt zu haben. Denn mehr als ein Einstieg ist es nicht. VLC bietet viele weitere spannende Funktionen.
Ich wünsche viel Spass beim weiteren Experimentieren und viel Erfolg mit VLC bei künftigen Fotoprojekten!