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TLDF - TimeLapse DeFlicker
von Uwe Heimburger
Aus Intervallaufnahmen einer Szenerie können wir ein Zeitraffer-Video herstellen. Dazu reicht eine Diashow-Anwendung aufgrund der oft benötigten schnellen Bildabfolge nicht aus, und kleine Unterschiede in der Belichtung führen beim Abspielen zum Flackern.
Da hilft dann eine spezialisierte Software wie zum Beispiel das beliebte LRTimeLapse. Leider ist dieses Programm auf Adobe Lightroom abgestimmt und für mich somit nicht geeignet. Auf der Suche nach einer Alternative bin ich im Mac AppStore auf die vielversprechende Software TLDF (TimeLapse DeFlicker, Version 2.7.3) gestossen. Mit dieser Anwendung habe ich das im letzten Beitrag vorgestellte Zeitraffer-Video "Daisies' Awakening" erstellt. Im vorliegenden Beitrag beleuchte ich die wesentlichen Funktionen von TDLF.
Versionen
Die Lite-Version von TLDF ist auf die Auflösung HD 720p begrenzt und kostenlos - ein perfektes Angebot zum Testen.
Diese Grenze lässt sich durch In-App-Kauf stufenweise erhöhen. Versionen für FullHD (bis 1920 x 1080px), 4K (bis 3840 x 2160px) und bis 8K (6K: 6016 x 3384px, 8K: 7680 x 4320px) sind erhältlich. Letztere kann auch separat als Vollversion im Mac AppStore erworben werden. Es gibt die Anwendung aber auf für MS WIndows.
Die 4K-Version passt perfekt zu meiner Diashow-Software FotoMagico Pro, da FotoMagico Pro Videos maximal 4K rendern kann. Mit 6K oder 8K-gerenderten Zeitraffer-Videos ist es allerdings möglich, den Ken Burns Effekt für 4K Diashows zu nutzen. Das unterstützt somit nur die Vollversion von TLDF. Auch wenn ich diese Auflösungen für meine finalen Videos nicht wirklich benötige, ist die Vollversion mein Favorit.
Nach Problemen mit dem In-App-Kauf habe ich die Vollversion nach meinem Test direkt aus dem Mac AppStore bezogen.
User Interface und Workflow
Die Software zeigt sich in ausschliesslich englisch-sprachiger Lokalisierung mit zentralem Fenster in fester Grösse und wenigen zusätzlichen Dialogen. Damit ist die Anwendung sehr einfach und übersichtlich aufgebaut.
Entgegen dem Vorgehen in LRTimelapse wird keine feste Verknüpfung zu einem speziellen Raw-Konverter vorausgesetzt. Die Anpassungen erfolgen lediglich innerhalb des Programms mit Bezug zu den eingelesenen Bildern.
Dadurch lässt sich TLDF sehr einfach in jeden Workflow einbinden. Allerdings kann dadurch auch nicht direkt auf die umfassenden Bildbearbeitungsfunktionen eines Raw-Konverters zurückgegriffen werden. Unterstützt wird jedoch die einfache Raw-Konvertierung auf Basis des von Apple in MacOS integrierten Raw-Konverters. Damit werden genau die Raw-Formate unterstützt, die MacOS unterstützt.
Ansonsten wird mit den importierten Medien gearbeitet. Dies können dann auch Bilddaten in 16 Bit-Tiefe sein. Beim Rendern nutzt TLDF die Mehrkern-Architektur von Prozessoren.
Der Workflow von TLDF besteht aus Import, Bearbeitung und Export. Auf die einzelnen Schritte gehe ich in der Folge ausführlicher ein.
Import
Wir können Bilder der Formate jpg, png, tiff (8 und 16 Bit) und raw per Drag & Drop in den Bereich der Frame-Liste links im Fenster der Anwendung importieren. Neben den Bildnamen zeigt die Liste ergänzend ausgewählte Metadaten der Bilder.
Neben Bildern können wir auch die Video-Formate mov und mp4 importieren.
Die Formate m4v und avi (Motion JPG) werden nicht verstanden. Wir müssen sie daher beispielsweise ins Format mov konvertieren und dann importieren. Das auf jedem MacOS-Rechner installierte Apple Quicktime unterstützt die Konvertierung der beiden genannten Formate.
Beim Import zerlegt TDLF Videos in ihre einzelnen Frames. Sie werden wie importierte Einzel-Bilder in der Frame-Liste dargestellt.
Bearbeitung
Nach Import der Medien repräsentieren die einzelnen Bilder die Frames des künftigen Zeitraffer-Videos.
Indem wir einzelne Frames zu Keyframes, d.h. zu Schlüsselbildern machen, erhalten sie für die Verarbeitung eine besondere Rolle.
Die Keyframes sind Stützstellen für die Interpolation bzw. Berechnung optimierter Übergänge für die zwischen den Keyframes liegenden Frames. In diese Optimierung gehen verschiedene Aspekte wie z.B. die Farbtemperatur, Belichtung, Sättigung, Kontrast und Lichter- und Schattenanpassung ein.
Einen Frame machen wir zu einem Keyframe, indem wir den Editieren-Dialog aufrufen und das Feld [Key Frame] mit einem Häkchen versehen. Anschliessend legen wir für diesen Keyframe Farb-und Tonwert-Eigenschaften als "richtungsweisend" für die Verarbeitung fest.
Neben dieser zentralen Funktion bietet die Software folgende Bearbeitungsfunktionen an:
- Flackern entfernen (DeFlicker). Damit geht eine nicht-lineare Anpassung der Helligkeit von Pixeln einher. Ein Referenz-Bereich, an dem die Bearbeitung ausgerichtet wird, kann definiert werden.
- Entrauschen (Noise reduction options)
- Überblenden (Blend options). Ausprägungen Aufhellen (Lighten) und Durchnitt (Average). Diese Funktionen dienen der Erzeugung weicher Übergänge.
- Maskieren für's Entrauschen und Überblenden (Mask for noise reduction and blend). Partielles Entrauschen bzw. Überblenden. Die Maske wird mit einem kreisrunden Pinsel gezeichnet. Der Durchmesser kann vorgegeben werden.
Die Bearbeitung lösen wir durch Anklicken von [Preview] (Vorschau) aus. Die Berechnungen können erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Eine Fortschrittsanzeige gibt über den Fortschritt der Verarbeitung Auskunft.
Export
Nachdem wir alle Parameter so eingestellt haben, dass die Vorschau gute Ergebnisse liefert, können wir das Zeitraffer-Video erzeugen. Hierzu drücken wir [Render]. Es erscheint ein Dialog für den Export.
Der Dialog bietet sowohl die Option die einzelnen Frames als Bilder zu exportieren, als auch aus allen Frames ein Video zu erzeugen bzw. zu rendern. Dabei bestimmt die Grösse der importierten Bilder die maximale Ausgabe-Grösse.
In den Dropdown-Menüs zum Video-Output können wir nur Formate auswählen, die mit der importierten Bildgrösse maximal umsetzbar sind. Ein Upscaling der Bilder findet nicht statt.
Möchten wir aus Bildern mit beliebigem Seitenverhältnis ein Video im Seitenverhältnis 16:9 erzeugen, können wir dies durch Häkchen im Feld Auto Crop to 16:9 erreichen. Dies birgt allerdings die Gefahr, dass der Beschnitt nicht passend zum Inhalt ausfällt. Ich ziehe es daher vor, die Medien bereits passend für das Video-Rendering bereitzustellen.
TLDF gibt Bilder in der jeweils höchsten Qualität aus. Möglich sind die Formate jpg, png und tiff in 8 bzw. 16 Bit. Die Bit-Tiefe hängt von der Bit-Tiefe der Frames ab. Die exportierten Bild-Sequenzen können wir in anderen Anwendunge wie dem bereits oben erwähnten FotoMagico Pro einsetzen.
Videos werden mit Codec H.264 bis zu 4K ausgegeben, mit den Codecs H.265 (HEVC), ProRes 422 HQ, und ProRes 4444 mit Auflösungen bis 8K. ProRes Codecs erzeugen Videos mit mehr als 10 Bit Tiefe je Pixel.
Das Postfix p bei der Size-Angabe, z.B. bei 720p, steht für progressive, was für Vollbild steht. Interlaced-Formate, d.h. Formate mit der Kennung i (interlaced, Halbbild), werden nicht unterstützt. Die maximale Frame Rate liegt bei 30 Bildern pro Sekunde.
Fazit
Die wesentlichen Funktionen TLDF scheinen mir gut umgesetzt. Hinsichtlich des User Interface hätte ich ein paar Wünsche. Für das nächste Major-Release hat der Entwickler bereits eine Überarbeitung angekündigt - ich bin gespannt.
Insgesamt passt das Werkzeug gut in meinen Workflow. Und das ist mir wichig!