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The Making of Mond

von Uwe Heimburger

Schwarzweiss-Bilder haben für mich mitunter eine unglaubliche Ausdruckskraft. Im Vergleich dazu wirkt die Farbversion derselben Aufnahme oft langweilig. Das folgende Schwarzweissbild entstand auf Basis eines digitalen Farbbildes. In diesem Beitrag gehe ich auf ausgewählte Aspekte des Bearbeitungsprozess ein.

Mond

Aufnahme

Es ist kalt, der Himmel bayrisch blau, die Sonne scheint, es liegt ein wenig Schnee, und es hat um die Minus 9° Celsius. Ich befinde mich auf einem Spaziergang. Wie so oft, habe ich meine Kamera dabei. Irgendwann entdecke ich den Mond, der klein und reglos am Firmament steht.

Na fein, denke ich, da mach ich mal ein Bild. Es werden ein paar mehr. Eines davon wird die Basis für mein Mond-Bild.

Ursprungsaufnahme

 

Aufnahme mit der digitalen Spiegelreflex-Kamera im Raw-Dateiformat mit Zoom-Objektiv bei 300mm Brennweite, ISO 100, Belichtungszeit 1/400 Sekunde und Blende f/6.3 frei aus der Hand. Eine langweilige kontrastarme Aufnahme!

Bildbearbeitung

Farbe oder Schwarzweiß?

Das Bild ist blaß und kontrastarm. Einen Blaustich hat's auch. Leider habe ich bei der Aufnahme nicht daran gedacht, einen Polfilter einzusetzen. Der hätte evtl. ein wenig mehr Klarheit und Kontraste gebracht - is nich, Chance vertan.

Könnte ein Kandidat für ein Schwarzweissbild sein. In Schwarzweiss fällt der Blaustich nicht auf. Da geht es um feinste Helligkeitsabstufungen in Grau. Es gibt keine Farben, die von Strukturen ablenken. Daher sind Bilder von Strukturen und Farbverläufen, in denen Farbe nicht das bildbestimmende Element sein soll, das ideale Spielfeld für Schwarzweissumsetzungen.

Das vorliegende Bild erfüllt die Voraussetzungen: viel Fläche mit gleichmäßiger Tonung und ein Mond mit seiner Struktur, die es herauszuarbeiten gilt.

Beschnitt

Unschwer erkennbar - der Mond ist recht klein abgebildet. Ich möchte ihn bildfüllender sehen und seine Oberflächenstruktur soll deutlich hervortreten. Auch das Seitenverhältnis gefällt mir nicht. Also ändere ich zunächst den Ausschnitt. Am Ende bleibt ein Seitenverhältnis von 5:4 bei 977 x 782 Bildpunkten. Zugegeben eine geringe Größe. Für einen vernünftigen Print reicht's bei weitem nicht. Für's Internet aber schon.

Farbfilter in der Schwarzweissfotografie

In der analogen Fotografie mit Schwarzweissfilm wird der Kontrast einer Aufnahme durch das Filmmaterial beeinflußt und bereits während der Aufnahme kann der Fotograf wesentlichen Einfluß nehmen. Entsprechend seiner Bildvision setzt er optische Farbfilter in verschiedenen Stärken passend zur Szenerie ein. Der Kontrast wird über die Lichtdurchlässigkeit der Filter für ausgewählte Farbtonwerte reguliert. Dadurch werden die Helligkeitskontraste des Bildes modifiziert und auf den Film belichtet.

In der Dunkelkammer kann der Fotograf dann mit weiterer Farbfilterung bei der Produktion von Papierabzügen experimentieren. Insgesamt sind viel Erfahrung, ein geeigneter Raum, physisches Equipment, Chemikalien und ausreichend Zeit und Geld von Nöten. Da haben wir es in der digitalen Fotografie viel leichter.

In der digitalen Fotografie kann Schwarzweiss durch vollständige Entsättigung der Farben in der digitalen Bildbearbeitung erreicht werden. Das Ergebnis ist wie beim Schwarzweissfilm oft ein flaues und kontrastarmes Bild. Aber es gibt Abhilfe.

Meist existiert ein Werkzeug, das speziell der Schwarzweissumwandlung gewidmet und analogen Farbfiltern nachempfunden ist. Im Schwarzweissmodus können die Grauwerte (Helligkeiten) verschiedener Farbtonwerte mit Reglern abgesenkt oder erhöht werden. Den Effekt von Änderungen kann man wunderbar und mit sofortiger Wirkung auf die Bildvorschau beobachten und das Bild entsprechend der eigenen Vorstellungen entwickeln.

Capture One - Umsetzung in Schwarzweiss

In dem von mir verwendeten Raw-Konverter Capture One aktiviere ich das Schwarz & Weiss-Werkzeug. Es stehen folgende Filter zur Verfügung: Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau und Magenta.

Das Blau des Himmels möchte ich annähernd in Schwarz wandeln, die Struktur der Mondoberfläche mittels verschiedener Grautöne per Farbfilterung herausarbeiten. Dabei helfen die verschiedenen Farbfilter. Obwohl das Ursprungsbild aussieht, als gäbe es nur Blautöne, existieren auch andere mit verschiedenen Helligkeitswerten.

Das Raw-Format des Bildes enthält alle aufgenommenen Bildinformationen und diese können herausgearbeitet werden. Beim JPEG-Format ist dies beispielsweise nicht so. Viele Informationen gehen durch die vorgegebene Farbabbildung und die JPEG-Komprimierung verloren. Daher fotografiere ich grundsätzlich im Raw-Format.

Zurück zum Bild. Um das Blau in Richtung Schwarz abzubilden, schiebe ich den Regler des Farbfilters Blau ganz nach links. Damit wird der Filter für Blautöne bzw. deren Helligkeitswerte undurchlässig. Der Himmel wird schwarz. In gleicher Weise variiere ich die anderen Filter passend zu den in der ursprünglichen Aufnahme enthaltenen Farben und deren Helligkeitswerte bis das Bild meinen Vorstellungen entspricht.

 

Werkzeuge Schwarz & Weiss und Navigator

 

Um das Bild weiter zu verfeinern nutze ich weitere Werkzeuge.

Mit den Reglern der Werkzeuge Belichtung und Kurven balanciere ich die Belichtung und Kontraste weiter aus. Mit Klarheit justiere ich den Mikrokontrast. Rauschreduzierung hilft Rauschen zu minimieren. Abschließend schärfe ich das Bild für die Ausgabe im nun vorliegenden Format.

Als meine Frau das Endresultat sieht, ist sie vollkommen überrascht. Das war The Making of Mond.

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